Systemabsturz
TSV 1861 Spitzkunnersdorf – FSV Kemitz II 3:3 (3:0)
Eine erste Hälfte, fast wie aus einem Guss. Der Gegner kam überhaupt nicht ins Spiel und kaum aus der eigenen Hälfte. Wir eroberten Bälle frühzeitig und hatten immer wieder gute Momente, wenn es schnell hinter die Abwehrkette der Gäste ging. Alle drei Tore fielen nach diesem Muster, immer wieder wurde der Ball – vornehmlich, aber nicht nur – von Paul Neumann durch die gegnerischen Reihen in die Tiefe gesteckt und immer wieder wurde es brandgefährlich. Das 3:0 zur Pause schmeichelte eher den Gästen als der Heimelf, ließ man doch noch ein paar Chancen aus und traf in Person von Eric Pfalz den Pfosten. Was dann allerdings nach dem Seitenwechsel passierte, ist nach dem vorher erlebten umso unerklärlicher. Der Gast stellte seine Spielweise ein bisschen um und wir verfielen in eine passive Lethargie, wie ich sie selten erlebt habe zuletzt. Es war beileibe nicht so, dass wir nun an die Wand gespielt wurden, aber die Gäste kamen ab und an zu gefährlichen Angriffen, begünstigt durch nachlässiges Zweikampfverhalten auf dem ganzen Platz, und wir bekamen unsere Angriffe nicht mehr sauber zu Ende gespielt. Das 3:1 direkt nach der Pause ein Beleg dafür. Mehrfach hat man die Chance zuzupacken, mehrfach geht man gar nicht oder wenigstens nicht richtig in den Zweikampf. Dass bei der nachfolgenden Flanke gleich zwei Spieler der Gäste derart deutlich im Abseits stehen, dass man es eigentlich gar nicht übersehen kann, das Tor aber dennoch zählt, war das i-Tüpfelchen. Nun verlor man zusehends jede Balance. In Zweikämpfe kam man entweder garnicht oder viel zu ungestüm. Daraus resultierte auch ein Elfmeter, den die Gäste zum Anschluss nutzten. Aber es wurde nicht besser, man bekam zuerst den Ausgleich (wieder stört niemand bei der Flanke, wieder ist niemand beim Torschützen) und verlor dann auch noch einen Spieler wegen „Meckerns“. Absurder Weiße war man in Unterzahl plötzlich wieder besser im Spiel, hatte hinten raus durchaus ordentliche Möglichkeiten und ließ den Gast nicht mehr so richtig zum Zug kommen. Die letzte Pointe im Spiel lag dann beim Schiedsrichter, der uns einen glasklaren Elfmeter verweigerte. Eric Pfalz geht in den Strafraum, wird zuerst am Fuß getroffen, dann am Trikot gehalten. Alle, inklusive der Gästespieler, sind sich einig, dass das nur einen Strafstoß geben kann. Nur der Schiri, der sehr gute Sicht auf die Situation hat, erkennt offenbar keinen Anlass dafür.
Fazit: Ich will das nicht auswerten, weil ich meine Gedanken dazu sowieso nicht in Worte fassen könnte. Nach drei richtig ordentlichen Halbzeiten am Stück einen solchen Absturz hinzulegen, ist für mich nicht nachvollziehbar. Und auch wenn das Schiedsrichtergespann mit zwei krassen Fehlentscheidungen am Ende eine Rolle spielt, dürfen wir es nach DIESER ersten Hälfte nie im Leben mehr dazu kommen lassen, dass das den Ausgang der Partie noch beeinflussen kann. Da müssen wir uns ausnahmslos an die eigene Nase fassen. Aber – und auch das gehört zur Wahrheit – das ist Fußball. Es ist nicht berechenbar. Es ist nicht immer logisch. Man kann es oftmals nicht erklären. Und das macht die Faszination für diesen Sport am Ende aus. Wir selbst haben in der letzten Saison gegen Ostritz aus einem 0:3 noch einen Sieg gemacht. In solchen Spielen wird sehr vieles im Kopf entschieden. Das ist alles kein Beinbruch und auch kein Weltuntergang. Nur sollten wir uns selbst hinterfragen, was in unseren Köpfen zwischen der 45. und 80. Minute los war und bestenfalls die richtigen Schlüsse daraus ziehen! (MiE)
Aufstellung: R. Jähnke, A. Rudolf, Ma. Enders, S. Wagner, F. Adam, P. Neumann, L. Wießner (R. Brendel), M. Apsel (D. Rößler), L. Rolle (R. Rößler), N. Rolle (M. Ullrich), E. Pfalz
Tore: L. Wießner (2), N. Rolle