Sieh an, sieh an… was alles möglich ist.
TSV 1861 Spitzkunnersdorf – TSV Herwigsdorf 3:1 (1:0)
Vor dieser Partie herrschte aus Sicht der Gastgeber Ausnahmezustand, hatte man Freitag Mittag gerade einmal einen Kader von 9 Spielern zur Verfügung und diskutierte mit dem Gast sogar über eine kurzfristig Spielverlegung. Zum Glück konnten einige Sportkameraden kurzfristig noch zur Mannschaft stoßen und ein paar Spitzkunnersdorfer Ikonen aus den 2000‘er Jahren reaktiviert werden. So fanden sich letztlich auf der Ersatzbank der Hausherren vier Spieler mit einem Gesamtalter von über 150 Jahren Lebenserfahrung wieder (kleiner Gag am Rande – bei den Gästen gab es im gesamten Kader gerade einmal zwei Spieler, der älter als 21 Jahre alt waren). Insgesamt drei Spieler im Kader bestritten in dieser Saison noch nicht eine Spielminute. Wie passend, dass der Gegner aus Herwigsdorf bisher ungeschlagen daher kam, in jedem Spiel wenigsten vier Treffer erzielen konnte und rein rechnerisch mit einem Sieg Tabellenführer nach diesem Spieltag gewesen wäre. Zudem stand die deftige 1:6 Heimniederlage aus der ersten Pokalrunde in den Büchern. Eine außergewöhnlich schwere Aufgabe also, die uns bevorstand. Und dafür überlegte man sich einen außergewöhnlichen Plan, mit einer, in dieser Form nie zuvor praktizierten, taktischen Anordnung und einer hohen Erwartung an taktische und generelle Disziplin. Und ja, was soll man sagen, diese Herangehensweise funktionierte über weite Strecken der Partie hervorragend. Die Spieler verteidigten und kämpften gemeinsam und ließen ihr Herz auf dem Platz. So, und zwar genau so, war es gefordert worden, wenn man sich an diesem Tag eine reelle Chance ausrechnen wollte. Von Beginn an ließ man den Gast quasi nicht zu vernünftigen Torchancen kommen und trieb die hochveranlagten Spieler aus Herwigsdorf schon vor der Pause in mentalen Stress und unzählige Fehlabspiele, da man immer wieder Passwege zustellte, Gegenspieler doppelte und wichtige Zweikämpfe gewann. Im eigenen Offensivspiel wollte man bewusst dosiert agieren, um dem Gegner keinen Raum zum Kontern zu geben. Trotzdem gab es ab und an Möglichkeiten, eine solche nutzte Paul Neumann nach 32 Minuten zur Führung, als Spitz mal hoch anlief, einen Fehler der Gäste provozierte und Paul aus 15 Metern präzise neben den Pfosten abschließen konnte. Kurz vor dem Pausentee um ein Haar sogar das 2:0, als Robin Rößler mit Flugkopfball, nach starker Vorarbeit und Flanke von Erik Pfalz, durch die Beine des Torhüters traf, der Ball jedoch auf der Torlinie vom Hüter noch abgefangen wurde. Nach dem Seitenwechsel hatten die Gäste ihre beste und einzige starke Phase und trafen zwei Mal mit Fernschüssen den Querbalken sowie nach 55 Minuten, nach langem Einwurf, zum Ausgleich. Aber, und das ist das bewundernswerte an dieser Begegnung, Spitz ließ sich nicht irritieren und unterkriegen, traf zuerst durch Eric Pfalz aus spitzem Winkel den Innenpfosten und kurz danach, nach einem Fehler der Abwehr, kann Nelio Rolle frei durchlaufen und konsequent zum 2:1 vollenden (63. Minute). Die Gäste waren ziemlich geschockt von dieser Entwicklung und verloren nun wieder zusehends ihren Faden, während Spitz eiskalt mit dem nächsten Angriff auf 3:1 erhöhen konnte (68. Minute). Paul Neumann und Robin Rößler beschäftigen gleich vier gegnerische Verteidiger, Paul steckt klug auf Robin durch, der umkurvt den letzten Verteidiger und schließt, durch die Beine des Hüters, zur zwei Tore Führung ab. Nun lagen bei den Gästen die Nerven völlig blank, was den Hausherren natürlich in die Karten spielte. In der 79. Minute folglich eine Rote Karte für Herwigsdorf nach einer Kurzschlussreaktion des besten Torschützen der Gäste. In den letzten Minuten verteidigte Spitz den Vorsprung sicher und hatte sogar noch zwei, drei ordentliche Kontermöglichkeiten, welche nicht zum Ende gebracht wurden.
Fazit: Die Herausforderung war hoch, die taktischen und personellen Umstellungen enorm – dafür war die Leistung wirklich aller Ehren wert. Wenn man in der Vorwoche auch nur annähernd so kontrolliert agiert hätte… lassen wir das. Man kann sich an diesem Tag nur freuen über die taktische Disziplin, den Willen als Mannschaft alles zu investieren und die Entwicklung, die in diesem Spiel genommen wurde. Das war eine ganz reife und kluge Vorstellung vom Spitzkunnerdorfer Rumpfkader. Hervorheben möchte ich zwei Spieler die zuletzt wenig bis gar nicht gespielt haben – Dominik Fournes und Robin Rößler. Der eine hielt den Laden hinten super zusammen, der andere machte vorn immer wieder Bälle fest, gewann Zweikämpfe und erzielte Raumgewinne, die den Rest der Mannschaft spürbar entlasteten. Wenn ihr zwei doch nur öfter zur Verfügung stehen würdet und im Training körperlich auf ein noch besseres Niveau kommen würdet, es wäre vor lauter Glück nicht auszuhalten. Ansonsten – riesigen Respekt vor der Mannschaft und ihrer disziplinierten Spielweise. Der Gegner war fast nur durch Fernschüsse gefährlich, was bei dessen spielerischen Potential schon eine Lob an sich darstellt. Das heute hat neue Maßstäbe gesetzt, daran werden wir uns auch zukünftig messen lassen müssen. Denn möglich ist, auch mit vielen Ausfällen von Stammspielern, so unglaublich viel – das haben wir mal wieder gezeigt. Und Spitz bleibt damit gewissermaßen auch der Angstgegner von einem der Staffelfavoriten in diesem Jahr. Von den letzten fünf Punktspielen gewannen die Mannen in rot und schwarz ganze vier gegen diesen starken Kontrahenten. (MiE)
Aufstellung: R. Jähnke, D. Fournes, Ma. Enders, F. Adam (M. Wünsche), L. Wießner, T. Horeni , P. Neumann, R. Brendel (M. Mohlau), E. Pfalz, N. Rolle (R. Reinisch), R. Rößler (D. Rößler)
Tore: P. Neumann, R. Rößler, N. Rolle